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Sehr geehrte Besucher, liebe Kinder, wir begrüßen Sie herzlich in der Naturwissenschaftlichen Sammlung des Museum Wiesbaden. Diese Broschüre stellt Ihnen grundsätzliche Informationen zur Ausstellung zur Verfügung. Falls Sie an einer Führung interessiert sein sollten, wenden Sie sich bitte an Herrn Altzweig (Tel. 0611-335-2194) oder nehmen Sie an einer der öffentlichen Führungen teil (jeden Dienstag um 16.30 Uhr). Zu Beginn möchten wir Ihnen einige allgemeinere Informationen über den Lebensraum tropischer Regenwald mit auf Ihren Weg von Neuguinea nach Südamerika geben. Auf der vorletzen Seite finden Sie einen Grundplan der Ausstellung.
Allgemeine Informationen
Lage tropischer Regenwälder
Tropische Regenwälder finden sich nördlich und südlich des Äquators und beanspruchen etwa 8% der gesamten Landmasse. Die größte zusammenhängenden Flächen liegen im Amazonasbecken Südamerikas und im Kongobecken Zentralafrikas.
Das Klima
Die Klimaverhältnisse sind das ganze Jahr überwiegend konstant, die durchschnittliche Niederschlagsmenge beträgt mindestens 2000 mm/Jahr (etwa doppelt so hoch wie in Deutschland), die durchschnittliche Tagestemperatur liegt bei etwa 26 °C und eine Trockenzeit ist begrenzt auf maximal 2,5 Monate. Über die Hälfte der täglichen Niederschläge verdunstet wieder und so bleibt das Wasser für längere Zeit im System erhalten. Etwas davon abweichend sind die klimatischen Verhältnisse in den Bergregenwäldern (in der Nacht deutlich tiefere Temperaturen, oft ganztägig von Nebel eingehüllt).
Der Stockwerkaufbau
Im Gegensatz zu unseren Mischwäldern sind tropische Regenwälder wesentlich umfangreicher gegliedert. In der obersten Etage finden sich einige Baumriesen von bis zu 70 m Höhe. Das eigentliche Kronendach liegt zwischen 30-40 m Höhe und bildet ein Mosaik aus Bäumen unterschiedlicher Höhen und Arten. Zwischen diesem Kronendach und dem Boden findet sich eine Fülle von niederen Bäumen und Sträuchern. Hier ist es bereits sehr dunkel und den Boden erreicht dann nur noch 1% der Sonneneinstrahlung. Nur wenige Spezialisten (Moose, Farne, Pilze) können hier bestehen. Eine Vielzahl unterschiedlichster Pflanzen lebt auf den Bäumen als Aufsitzerpflanzen (Epiphyten) und nutzen so fast jede Nische aus. Der tropische Regenwald bietet damit eine fast unbeschreibbare Fülle kleinster Lebensräume in allen Etagen.
Der Boden
Überlicherweise sind die Böden sehr arm an Mineralien und Nährsalzen (meist ein tiefgründiger Ferralsol mit hohem Eisen- und Aluminiumanteil, in dem nur wenig Tonverlagerung stattfindet und der recht sauer ist). Die Pflanzen finden darin nur wenig Mineralien und Nährsalze und bilden deshalb überwiegend flache Wurzeln aus. Eine Humusschicht, wie wir sie aus unseren Breiten kennen, fehlt fast vollständig. Die klimatischen Verhältnisse und die Organismen sorgen für eine sehr schnelle Zersetzung - somit bleiben die meisten Mineralien im System. Nicht mehr als 1% davon werden ausgewaschen, aber meist durch Regen und Flüsse rückgeführt (auch die Sandstürme der Sahara spielen insbesondere für das Amazonasbecken eine wichtige Rolle).
Die Artenvielfalt
Über die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten sind nur aus dem tropischen Regenwald bekannt und allerhöchstens 10% sind bis heute wissenschaftlich erfaßt. Es gibt viele Gründe dafür, einige seien hier erwähnt: Der sehr differenzierte Stockwerkaufbau ermöglicht sehr unterschiedliche Temperatur- , Feuchtigkeits-; Wind- und Lichtverhältnisse und schafft so eine unglaubliche Vielfalt an Kleinstlebensräumen und damit die Grundlage für eine Vielzahl an Pflanzen- und Tierarten. Das Klima ist insbesondere für wechselwarme Tiere (Insekten, Amphibien, Reptilien, etc.) sehr günstig und viele Nahrungsquellen (z.B. Früchte) stehen ganzjährig zur Verfügung. Auch das hohe Alter der tropischen Regenwälder hat zu deren Artenvielfalt beigetragen (über 100 Mio. Jahre). Insbesondere durch die Entwicklung der Blütenpflanzen kam es zu einer rasanten Koevolution mit den Insekten. Die Lage und Ausbreitung der Wälder hat sich allerdings im Laufe der Erdgeschichte immer wieder geändert, so fanden sich beispielsweise noch vor 50 Mio. Jahren auch in Deutschland Regenwälder (Fossiliennachweise aus Messel bei Darmstadt).
Anpassungen der Pflanzen
Die meisten Bäume haben einen beständigen Blattwechsel und die Fruchtbildung erfolgt oft ganzjährig. Die Wurzeln sind flach ausgebildet, teilweise bilden sich Brettwurzeln (für besseren Halt) oder Luftwurzeln (für besseren Gasaustausch). Oft finden sich besondere Lebensgemeinschaften mit Pilzen. Das Streckenwachstum erfolgt insbesondere bei jungen Bäumen sehr rasch, sodaß die Pflanzen schnell das Licht erreichen können. Eine Vielzahl an Aufsitzerpflanzen hat sich auf das Leben auf anderen Pflanzen spezialisiert (Epiphyten – Bromelien, Orchideen u.a.). Nicht wenige Pflanzen haben besondere Mechanismen zur Abgabe von Wasserdampf und zur schnellen Weiterleitung des Regens auf den Blättern entwickelt.
Anpassungen der Tiere
Zwischen Pflanzen und Tieren haben sich viele komplexe Wechselbeziehungen entwickelt (Pflanzen und Ameisen, Blüten und deren Bestäuber). Diese speziellen Lebensgemeinschaften sind zwar einerseits sehr gefährdet bei Verlust eines Partners, ermöglichen aber die Vermeidung von Konkurrenz. Für wechselwame Tiere ist das Klima sehr günstig. Die hohe Luftfeuchtigkeit und ständige Verfügbarkeit von Wasser hat es besonders den Amphibien und Insekten ermöglicht, ganz andere Lebensräume zu erobern. Um potentiellen Räubern zu entgehen, haben sich auch sehr ausgefallene Tarntrachten entwickelt - oder die Tiere sind besonders auffällig gefärbt, damit sie im grünen Blättermeer von ihren Sexualpartnern entdeckt werden können. Bei Säugetieren kann man feststellen, daß diese im Vergleich zu ihren Nächstverwandten in den Steppen durchschnittlich kleiner sind, damit sie besser durch das Unterholz schlüpfen können (Waldgiraffe, Ducker, Waldnashörner). Außerdem haben sich unterschiedliche Anpassungen an das Leben in den Bäumen entwickelt (Affen, Faultiere, Baumkänguruhs).
Wegweiser durch die Ausstellung
Nur wenige der präsentierten Tiere können hier behandelt werden. Wir bitten um Ihr Verständnis und hoffen, daß Sie dennoch an der ganzen Ausstellung Gefallen finden. Während der Führungen können Sie jederzeit Fragen stellen. Öffentlichen Führungen finden an jedem Dienstag um 16.30 Uhr statt. Die im Text genannten Nummern finden Sie auf dem Grundplan am Ende dieser Broschüre.
Neuguinea [1]
Gleich rechts neben dem Eingang treffen Sie auf ein Diorama, das Ihnen einige typische Tiere aus Neuguinea präsentiert. Diese Insel liegt unmittelbar im Nordosten Australiens und ist vielen durch ihre Ureinwohner (Papuas) bekannt. Noch Mitte diesen Jahrhunderts gehörte diese Region zu den sogenannten weißen Flecken auf den Landkarten. Viele Berichte von den fantastischen Tieren und Pflanzen haben uns inzwischen erreicht. Als Sinnbild dieses Lebensraumes könnte man die Paradiesvögel nennen. Sie haben ihren Namen ursprünglich nicht auf Grund ihres schönen und dekorativen Gefieders erhalten: Die ersten Präparate, die Europa erreichten, stammten von Indianern, die den Bälgen die Beine abschnitten. So glaubte man in Europa, daß die Vögel nicht auf Erden landen konnten und dem Paradies entstammen müßten. Schon lange wird der Handel mit den Federn untersagt, auch wenn die Ureinwohner nach wie vor Schmuck aus diesen herstellen.
Südchina [2]
Der Panda ist das Symbol des weltweiten Artenschutzes (WWF). Diese Bären sind ganz außerordentlich gefährdet durch den Bevölkerungsdruck und die damit einhergehende Zerstörung ihres Lebensraumes. Trotz bisheriger Bemühungen gilt sein Überleben noch lange nicht als gesichert. Der Panda besitzt einige wichtige Merkmale von Regenwaldtieren, die ihm nun zum Verhängnis werden könnten: Die Tiere sind Nahrungsspezialisten und ernähren sich lediglich von 3 Bambusarten. Da der Bambus in ganzen Regionen gleichzeitig zu blühen beginnt und anschließend abstirbt, benötigt der Panda entsprechend große Areale. Auch um seine "Zeugungskraft" ist es schlecht bestellt. In seinem natürlichen Lebensraum macht dies durchaus Sinn, damit die spärliche Nahrung auch ausreicht.
Borneo [4]
Für den Erhalt der Wälder auf Borneo engagieren sich viele Menschen (beachten Sie dazu auch die aktuellen Dias am Ende der Ausstellung). Für die Zerstörung sind einige wenige Holzfirmen und eine korrupte Bürokratie verantwortlich. Die Inselgruppen in Südostasien sind ein sehr empfindlicher Lebensraum, da viele Arten nur auf wenigen Inseln vorkommen. Ein Beispiel dafür ist einer der imposantesten Menschenaffen, der Orang-Utan. Diese Waldmenschen leben nur auf Borneo und Sumatra und leiden sehr unter der Abholzung. Es gibt zwar einige Schutzstationen für die Tiere, allerdings können diese auch nichts gegen den Verlust des Lebensraumes ausrichten.
Thailand [6]
Auch wenn dieses Diorama einen anderen Eindruck vermittelt, so sind doch Jäger im Regenwald sehr selten und benötigen große Gebiete für ihr Überleben.
Der Nebelparder ist eine der merkwürdigsten Katzenarten, nicht nur wegen seiner überlangen Eckzähne und dem langen Schwanz. Man weiß noch immer wenig über die verwandtschaftlichen Beziehungen zu anderen Vertretern der Katzenfamilie. Der Nebelparder ist in Südostasien weit verbreitet, aber sehr selten. Er ist ein ganz außerordentlich geschickter Kletterer, der auch Kopf voran von Bäumen hinabsteigen kann. Nur selten findet man die Tiere am Boden.
Indien [7]
Der Tiger ist das Sinnbild des Regenwaldes. Trotz Schutzprogrammen nehmen die Bestände ab. Viele Unterarten hat das Schicksal des Aussterbens schon getroffen, beispielsweise den Javatiger, von dem das Museum noch ein sehr altes Präparat besitzt. Der Tiger läßt sich anatomisch kaum vom Löwen unterscheiden. Er ist aber ein ausgesprochener Einzelgänger und nur zur Paarungszeit sucht er den Kontakt. Außer dem Menschen braucht der Tiger kein anderes Lebewesen fürchten.
Afrika [10]
Die Tierwelt Afrikas gehört noch zu den bekannteren Regionen durch zahlreiche Berichte aus den Savannen mit ihren großen Tierherden. Wesentlich geringer ist unsere Kenntnis von den Regenwäldern (im Kongobecken und an der Elfenbeinküste). Afrika ist nach heutiger Kenntnis auch die Wiege der Menschheit. Unsere nächsten Verwandten finden sich hier (mit Ausnahme des Orang Utans): Gorilla, Schimpanse und Bonobo. Gezeigt wird eine Gruppe Schimpansen, deren Lebensraum der Regenwald ist. Die Tiere suchen überwiegend auf dem Boden nach Nahrung. Ebenso typisch für den afrikanischen Regenwald ist das erst 1901 entdeckte Okapi. In den 50er Jahren konnte Bernhard Grzimek diese Waldgiraffen im Frankfurter Zoo erstmals präsentieren. Auch der Kongopfau ist lange unbekannt gelieben, wurde er doch erst 1936 beschrieben. Er ist der einzige Vertreter der Pfauen in Afrika. Die paarweise lebenden Tiere besitzen einen sehr kurzen Schwanz.
Südamerika [43]
Südamerika besaß in grauer Vorzeit noch eine Landverbindung zu Afrika, Australien und der Antarktis. Daher finden sich hier auch noch einige Beuteltiere, die sonst nur in Australien überlebt haben. Die größte Regenwaldfläche befindet sich im Amazonasbecken. Die Tier- und Pflanzenwelt ist dort noch fast unerforscht. Der Jaguar spielt in der Neuen Welt eine ähnliche ökologische Rolle wie der Tiger in Asien. Der normalgefärbte Jaguar zeigt ein dunkles Rosettenmuster auf dem meist gelb-braunen Körperfell. Die Fellfarbe ist jedoch sehr veränderlich und reicht von fast weiß bis schwarz.
Das Zweifingerfaultier ist sicherlich eines der merkwürdigsten Geschöpfe. Nicht nur seine langsamen Bewegungen, auch die Untermieter in seinem Fell (Algen und Schmetterlingsraupen) sind bemerkenswert. Lediglich zum Koten verläßt es das sichere Geäst.
Am Boden sucht der große Ameisenbär nach Nahrung. Die Krallen an seinen Vorderbeinen brechen auch die stärksten Termiten- und Ameisenbauten auf (beachten Sie Stellung der Vorderfüße beim Laufen). Mit dem verlängerten Kopf und seiner sagenhaft langen und klebrigen Zunge holt er seine Lieblingsspeise aus den Nestern.
Angebote für Kinder
Für unsere jüngeren (und oft auch älteren) Besucher soll diese Ausstellung besonders attraktiv sein. Schließlich sind sie es, die unsere Zukunft gestalten. Mit einem vom hiesigen Forstamt nachgebauten Baumhaus sollen sie auch erleben können, daß Menschen durchaus eine Existenz im Regenwald haben. Nur müssen diese sich dem Lebensraum Regenwald entsprechend anpassen, diesen nachhaltig nutzen durch den ständigen Wechsel ihres Wohnortes. Weder die Böden, noch das jagdbare Wild ertragen eine dauerhafte Ansiedlung an einem Ort über längere Zeit. Die Häuser stehen oft auf Pfählen. Nicht nur zur Vermeidung von ungebetenen Gästen, auch der wechselnde Wasserstand der Flüsse zwingt zu dieser Bauweise. In der Ausstellung finden sich noch: ein großes Puzzle zum Stockwerkaufbau des Regenwaldes, eine Spielwand mit einigen Nahrungsketten in einem Baum, einige Tastboxen zum Raten, gefährliche Krokodile zum Reiten, Duftproben tropischer Hölzer und vieles mehr.
Eine häufige Frage möchten wir noch beantworten:
Wie entstehen eigentlich diese Präparate und sind alle echt?
Tatsächlich sind 3 Tierarten mit Nachbauten vertreten (Orang-Utan, Panda und Okapi). Alle anderen sind allerdings echt. Mit Ausnahme besonders alter Präparate und einiger Insekten wurde kein Tier für diese Ausstellung getötet. Die Museen erhalten heute nur noch tote Tiere durch zoologische Gärten und den Straßenverkehr.
Die Naturwissenschaftliche Sammlung
Vielleicht haben Sie auch noch etwas Zeit für unsere Dauerausstellungen.
Aktuelle Termine für Führungen entnehmen Sie bitte dem Informationsblatt am Eingang oder unserer Homepage. Jeden Dienstag findet um 16.30 Uhr eine öffentliche Führung durch die Regenwaldausstellung statt. Private Führungen können unter 0611-335-2194 beantragt werden.
Anschrift:
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